Die Verortung der Sorgenden Stadt

In der Sorgenden Stadt stehen die Bewohner*innen und ihre Bedürfnisse im Zentrum. Die Sorgende Stadt ist eine Stadt der kurzen Wege, in der sich Infrastrukturen der Daseinsvorsorge, sorgende Institutionen und gesunde grüne Orte der Erholung in räumlicher Nähe befinden. Das gegenseitige Umsorgen in Nachbarschaften, Freund*innenkreisen, der Gesellschaft und ihrer Umwelt sind die Prinzipien einer Sorgenden Stadt. Sie sind offen für alle teilnehmenden Initiativen.

 

Der Grundsatz der Sorgenden Stadt  ist eine Kampfansage an und ein klares Gegenmodell zum Kapitalismus, der Profitlogik unserer Zeit und einer autogerechten, überwiegend männergesteuerten  Stadt. Die Sorgende Stadt als Vorschlag für eine Welt nach dem fossilen Kapitalismus ist ökosozialistisch-feministisch. Denn Sorgearbeit wird - historisch gewachsen und bis heute - zum Großteil von Frauen, queeren und zunehmend migrantisierten Personen geleistet. Als Reproduktionsarbeit, welche das System "am Laufen hält”, findet sie meist im Hintergrund unter schlechten Arbeitsbedingungen, schlechter Bezahlung oder sogar unbezahlt statt. Damit geht Sorgearbeit Hand in Hand mit anderen lebenserhaltenden Tätigkeiten der Reproduktionssphäre. So wie Menschen entlang von Machthierarchien ausgebeutet werden, wird auch die Natur als unabdingliche Lebensgrundlage aller Menschen  vielfach missachtet und wird nicht ins Zentrum eines kollektiven Lebens auf diesem einen Planeten betrachtet. 

 

Wir wollen das ändern und der Sorgearbeit die Wertschätzung geben, die ihr gebührt: in finanzieller, gesellschaftlicher und räumlicher Art. Denn solidarische Praktiken, zu denen auch Sorgearbeit zählt, brauchen offene, kollektive und nicht-kommerzielle Räume. Wir wollen die Sorgende Stadt, die bereits  tolle Beispiele im spanischsprachigen Raum - in Städten wie Barcelona, Madrid, Rosario (Argentinien), Santiago de Chile, Bogotá usw. - kennt, auch in Berlin  realisieren. Mit der Transformation des Shoppingcenters ParkCenter Berlin-Treptow in ein Sorgezentrum soll ein Musterbeispiel  geschaffen werden, um zu zeigen, was  ein Sorgezentrum real bedeuten kann. Damit soll ein Vorbild für viele weitere Sorgezentren, fußläufig erreichbar in der Stadt der kurzen Wege, entstehen.

Mehr zum Konzept einer Sorgenden Stadt: https://www.rosalux.de/sorgende-staedte 

Das Ziel

Unser Vorhaben ist auch deshalb feministisch, weil wir nicht von einer großen abstrakten Idee in der Zukunft sprechen, sondern die Alternative im alltäglichen “Hier und Jetzt” umsetzen wollen.  Damit schaffen wir ein greifbares Einstiegsprojekt für ein ökosozialistisch-feministisches Leben. Wenn unsere Idee utopisch ist, dann nicht im Sinne einer losgelösten Theorie, sondern weil wir die konkrete Umsetzung unserer Idee Schritt für Schritt vorbereiten.  Das bedeutet, dass wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort ihre Bedürfnisse und die vorhandenen Ressourcen ermitteln und daraus ein umsetzbares Konzept entwickeln.

 

Wir verfolgen dabei das Ziel, die Gesellschaft als Gemeinschaft zu stärken und gegen den Individualismus anzukämpfen. Wir wollen die Reproduktions- und Resilienzarbeit fördern und gegenseitige Abhängigkeit und Vulnerabilität anerkennen. Es soll ein Begegnungsort für alle entstehen. Mit unserem Vorhaben möchten wir: Diskurswechsel, Transformation und sozial-ökologische Nachhaltigkeit – jetzt. 


Unser Sorgezentrum

Der private Eigentümer beabsichtigt, das ParkCenter in Treptow teilweise abzureißen und durch aus seiner Sicht langfristig profitable Neubauten  zu ersetzen. Ein Bauvorbescheid ist erteilt, die Vorbereitung einer Baugenehmigung ist beauftragt.

Die Umsetzung dieses Vorhabens wäre aus ökologischer und aus sozialer Sicht ein riesiger Fehler. Statt noch mehr Büros fordern wir eine wohnortnahe Versorgung und gemeinwohlorientierte Nutzungen - also das, was die Menschen hier wirklich brauchen! Wir möchten Sorgestrukturen im bestehenden ParkCenter aufbauen und verstetigen. 

 

Unser Sorgezentrum wird  sich an den lokalen Anforderungen orientieren und unterschiedliche Angebote bündeln, die es für ein solidarisches und fossilfreies Leben in der Stadt braucht: von Gemeinschaftsküchen, Kinderbetreuung, Repairstandorten, über Büchereien oder Beratung (zum Beispiel zu Miete, Aufenthaltsstatus, sexualisierter Gewalterfahrung oder solidarischem Wirtschaften), hin zur Vernetzung von pflegenden Angehörigen, Essenslieferant*innen und Menschen, die ihre Umgebung und ihren Alltag klimaresilient gestalten, oder Menschen, die einfach nur einen Ort zum Feste feiern suchen. 

 

Die langfristige Sicherung solcher Orte funktioniert nur in gemeinwohlorientierten Eigentumsverhältnissen. Sorgezentren müssen also in kommunaler oder  gemeinwohlorientierter Trägerschaft sein und demokratisch verwaltet werden. Unser Vorhaben kämpft damit also auch gegen den Abriss  und gegen die anzunehmenden aktuellen Spekulationsabsichten des Investors.

 

Stattdessen arbeiten wir daran, gemeinsam mit bundesweit gleichgesinnten Initiativen und öffentlichen Multiplikatoren den notwendigen politischen Druck aufzubauen, den es braucht, um politische Entscheidungsträger zum Umdenken zu bewegen und bei den  Eigentümern die Aufgabe ihrer profitorientierten Pläne zu erreichen.

 


Wer sind wir ?

Wir sind eine Gruppe mit Bündnischarakter aus vielfältigen Kontexten, wie feminsitische oder stadtpolitische Gruppen, Klima- und Vergesellschaftungsbewegung, aber auch Einzelpersonen aus der Partei Die Linke und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gemeinsam treiben wir eine Kampagne für den Umbau von Shoppingmalls zu Sorgezentren voran. Wir haben eine ökosozialistisch-feministische Perspektive auf Stadt und Gesellschaft. Sorge ins ParkCenter Ist Mitglied im Netzwerk Urbane Praxis und wir fühlten uns der anti-abrisstischen Bewegung verbunden.

Das große Vorbild für unser Vorhaben ist das Konzept der Sorgenden Stadt, das maßgeblich von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geprägt wurde. 


Unsere Forderungen sind

  • Nahversorgung zurückholen - Einmal dort, alles vor Ort!
  • Sorgearbeit Raum geben: Gemeinsam kümmern - um uns und die Umwelt - und die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum stellen 
  • Gebäude erhalten - Abriss verhindern! 
  • Treffen ohne Konsumzwang - ParkCenter für alle!


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